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Märkte, Veröffentlichungen und Presse
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Liebe Leserinnen und Leser,
die zu Beginn des zweiten Halbjahres einsetzende Erholung an den Märkten konnte keine nachhaltige Trendwende einleiten und in den vergangenen Monaten kam es erneut zu massiven Kursverlusten. Die zwischenzeitlichen Kursgewinne wurden gänzlich wieder abgegeben und viele Indizes verzeichneten neue Jahrestiefstände. Insgesamt verloren der Stoxx Europe 50 und der MSCI World im dritten Quartal 3,4% bzw. 0,3%. Der verhältnismäßig geringe Verlust des MSCI World ist auf den starken US-Dollar zurückzuführen. Das erkennt man auch an der Wertentwicklung des S&P 500, der einen großen Anteil am MSCI World darstellt, aber in US-Dollar gerechnet mit 5,3% deutlich stärker nachgegeben hat.
Die Gründe für die erneuten Kursverluste sind die gleichen wie bereits im ersten Halbjahr. Der schreckliche Krieg in der Ukraine hält weiter an und entfaltet nach und nach auch immer verheerendere wirtschaftliche Auswirkungen. Stark steigende Energiekosten haben auf eine Vielzahl von Produkten des täglichen Bedarfs durchgeschlagen, was die Inflationsraten global weiter steigen lässt. Viele Unternehmen legen die gestiegenen Kosten auf die Verbraucher um, können diese jedoch auch nicht im vollen Umfang weitergeben. Das belastet die Unternehmen in zweifacher Hinsicht. Zum einen steigen die Produktionskosten schneller, als sie die Preise erhöhen können und zum anderen sind viele Verbraucher aufgrund der hohen finanziellen Belastung gezwungen, ihren Konsum zu reduzieren. Das belastet die Margen vieler Unternehmen und führte zu deutlich schlechteren Ausblicken für die kommenden Monate.
In dieser Gemengelage, aus hohen Inflationsraten und schwacher Wirtschaftsleistung, kommt den Notenbanken eine sehr entscheidende Rolle zu. In den letzten Jahren seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie, griffen die Zentralbanken der Wirtschaft mit ihrer äußerst lockeren Geldpolitik unter die Arme. Doch die hohen Inflationsraten zwingen die Notenbanker nun zum Handeln. Während die amerikanische Notenbank Fed bereits im ersten Halbjahr die Zinsen deutlich angehoben hatte, zog die EZB in den letzten drei Monaten mit zwei Zinsschritten nach. Leider helfen steigende Zinsen nicht gegen Krieg und Gasknappheit, weshalb es noch zu keinem Rückgang der Inflation gekommen ist. In den letzten Monaten ist jedoch deutlich geworden, dass die Leitzinsen so lange angehoben werden, bis sich die Inflationsraten wieder in Richtung ihres Zielwerts von 2% bewegen werden. Man kann davon ausgehen, dass dies in den USA früher der Fall sein wird als in Europa, weil dort die fiskalpolitischen Impulse während der Corona-Pandemie als Hauptursache zu nennen sind und diese immer mehr an Wirkung verlieren werden.
Eine starke Straffung der Geldpolitik wirkt sich dementsprechend auch auf die Anleihemärkte aus. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist auf den höchsten Stand seit 2013 geklettert und liegt aktuell bei 2,1%. Ein ähnliches Bild ist auch in den USA zu beobachten. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg dort auf 3,7% und liegt damit so hoch wie zuletzt 2010. Hoffnung macht die Tatsache, dass die Renditen in den letzten Tagen wieder gesunken sind und eine milde Rezession in den Anleihekursen bereits eingepreist ist.
Krieg und eine hohe Abhängigkeit von russischem Gas belasten weiterhin den Euro. Während die Gemeinschaftswährung bereits im ersten Halbjahr deutlich abwertete, fiel sie gegenüber dem Schweizer Franken und US-Dollar deutlich unter die Parität und notierte zuletzt bei 0,97 CHF und 0,98 USD. Auch gegenüber dem Japanischen Yen verlor der Euro mit 0,3% leicht an Wert. Nur gegenüber dem Britischen Pfund kam es zu einer Aufwertung, weil die neue Regierung mit ihrer Ankündigung von erheblichen Steuersenkungen und höheren Staatsschulden für Verunsicherung sorgte.
Die hohe Unsicherheit an den Märkten sieht man auch daran, dass so gut wie alle risikobehafteten Anlageklassen an Wert verloren haben. Neben Aktien und Anleihen, konnten sich auch Rohstoffe weiteren Kursverlusten nicht entziehen. Gold leidet ebenfalls unter den stark gestiegenen Zinsen und sank in den letzten drei Monaten um 8%. Die schlechteren konjunkturellen Aussichten belasten die Industriemetalle Kupfer und Nickel, die jeweils um 7,2% und 3,5% nachgegeben haben. Am schlimmsten traf es jedoch den Ölpreis der insgesamt 21,7% verlor.
Die geopolitische Situation und das übergeordnete Investmentumfeld haben sich auch in der zweiten Jahreshälfte nicht verbessert und eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. In der Ukraine ist eine Lösung nach wie vor nicht absehbar und auch das Verhältnis zu China leidet zusehends. Die Kombination aus hohen Zinsen, steigenden Energiekosten und einer sich abschwächenden Nachfrage belastet weiterhin die Gewinnaussichten der Unternehmen. Da die Inflationsraten in den meisten Industrieländern weiterhin auf einem sehr hohen Niveau liegen, müssen Investoren mit weiteren Leitzinsanhebungen rechnen. Dadurch schwindet die Hoffnung, die Inflation nachhaltig zu senken, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Sobald die Preissteigerungen nachlassen und damit der Handlungsdruck auf die Notenbanken genommen wird, sollte auch eine Besserung an den Finanzmärkten eintreten. Bis dahin ist weiterhin mit volatilen Märkten zu rechnen, ein Boden für Neuinvestitionen rückt aus unserer Sicht aber näher.
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